Grundlagen zur 100-Wörter-Methode
Was ist die 100-Wörter-Methode?
Die 100-Wörter-Methode hilft dir, zwei häufige Probleme beim Schreiben zu umgehen:
- ins Schreiben kommen und
- im Schreiben bleiben
Ins Schreiben kommen: Es kann sehr einschüchternd sein, auf einmal viel schreiben zu müssen. Deshalb ist der Ansatz der 100-Wörter-Methode, zwar nicht viel, aber beständig zu schreiben. Eine gute Grundlage ist es, mindestens 100 Wörter pro Tag zu schreiben. Damit schafft man dann 700 Wörter pro Woche, was dann 2800 Wörter in vier Wochen sind. Kürzere Hausarbeiten sind dann auch schon fertig. 100 Wörter sind nicht sonderlich viel. Inklusive dieses Satzes hier ist diese Erklärung nämlich auch schon über 100 Wörter lang. Nur wenige Wörter am Tag schreiben zu müssen nimmt etwas den Druck aus dem ganzen Schreibprozess und macht es so leichter, überhaupt in einen Schreibfluss zu kommen.
Im Schreiben bleiben: Wenn man dann in den Schreibfluss gekommen ist, ist es oft nicht leicht, im Schreibfluss zu bleiben. Man muss die Zeit zum Schreiben finden und oft muss das Schreiben auch mit Recherche vorbereitet werden. Deshalb ist es unrealistisch, wirklich jeden Tag 100 Wörter zu schreiben. Deshalb bietet die 100-Wörter-Methode noch etwas anderes: das Schreiben mit einem Schreibkonto.
Wie schreibt man mit einem Schreibkonto?
Das Schreibkonto setzt an der Herausforderung des Im-Schreiben-Bleibens an. Da man es realistischerweise nicht schaffen wird, jeden Tag zu schreiben, häuft man sich ein Schreibguthaben an. Mit diesem Guthaben erkauft man sich dann schreibfreie Tage. Das geht so: Für je 100 geschriebene Wörter bekommt man ein Guthaben in Form eines Kästchens. Am Ende jedes Tages, wenn klar ist, dass man an dem Tag nicht mehr schreiben wird, muss genau eines dieser Kästchen abgehakt werden. Wenn du am Ende des Tages kein Kästchen zum Abhaken hast, musst du erst noch 100 Wörter schreiben, bevor du deinen Tag beendest. Behalte daher dein Guthaben gut im Blick. Es ist nicht möglich, Schreibschulden zu machen. Man kann nur ausgeben, was man sich vorher verdient hat. Wie genau funktioniert das nun? Ein Beispiel:
Tag 1: Du willst für die Uni eine Hausarbeit schreiben und fängst gerade mit der Methode an, deshalb hast du noch kein Guthaben. Du schreibst am ersten Tag 134 Wörter für deine Hausarbeit, deshalb bekommst du ein freies Kästchen ( ). Am Ende des Tages musst du ein Kästchen abhaken ( ).
Tag 2: Du hast jetzt kein freies Kästchen mehr, deshalb musst du am zweiten Tag auf jeden Fall wieder 100 Wörter schreiben. Auf Dauer wirst du dir so kein Guthaben anhäufen, um auch mal einen oder zwei schreibfreie Tage zu haben. Deshalb schreibst du am zweiten Tag satte 276 Wörter. Damit hast du dir zwei neue Kästchen verdient ( ). Am Ende des zweiten Tages musst du wieder genau ein Kästchen abhaken, deshalb hast du nur noch eins frei ( ).
Tag 3: Da du nun etwas Guthaben hast, machst du heute einen schreibfreien Tag. Trotzdem musst du ein Kästchen abhaken. Das ist dann dein letztes Kästchen, deshalb wirst du morgen wieder schreiben müssen ( ).
Details zur 100-Wörter-Methode
Für wen ist die 100-Wörter-Methode geeignet?
Entwickelt wurde die 100-Wörter-Methode in der universitären Schreibberatung, deshalb ist sie auf kürzere Hausarbeiten (2500 bis 5000 Wörter) während des Studiums ausgelegt. Man kann die Methode aber anpassen. Abschlussarbeiten und kreatives Schreiben, was wesentlich länger ist als typische Hausarbeiten, erfordern in der Regel, dass man mehr schreibt.
Die Methode ist nicht dafür gedacht, das eigene Schreibpensum zu tracken. Dafür ist die Methode zu grobkörnig. Es geht wirklich nur darum, eigene Routinen auszubilden und am Ball zu bleiben.
Zu guter Letzt wird irgendwann der Punkt kommen, an dem einen die Methode eher einschränkt als dass sie hilft, weil man so im Schreibfluss ist, dass man wesentlich mehr als 100 Wörter schreiben kann. Dann wird es Zeit zu schauen, ob man die Methode anpasst (siehe unten) oder auch ganz beiseitelegt. Das ist dann ein gutes Zeichen und die Methode hat genau das getan, wofür sie gedacht ist.
100 Wörter am Tag passen für mich nicht so richtig. Kann ich auch mehr oder weniger schreiben?
Klar. Die 100-Wörter-Methode ist dazu gedacht, dir beim Schreiben zu helfen, und wenn es für dich besser funktioniert, wenn du mehr oder weniger schreibst, ist das vollkommen okay. Eine Möglichkeit zu bestimmen, was eine gute Anzahl an Wörtern sein könnte, ist zu schauen, wie viel du schreiben musst und wie viel Zeit du dafür hast. Wenn du zum Beispiel 5000 Wörter schreiben musst und du dafür nur einen Monat Zeit hast, musst du im Schnitt etwa 167 Wörter am Tag schreiben (5000 Wörter geteilt durch 30 Tage). Daher könnte es nützlich sein, das Ziel auf 180 oder 200 Wörter am Tag zu setzen. Beachte dabei aber ein paar Dinge:
Wenn du mehr als 100 Wörter schreiben möchtest, kann die Methode plötzlich ziemlich Druck aufbauen. Dabei ist die Idee aber, genau diesen Druck zu nehmen. Wenn du merkst, dass dich die Methode anfängt zu stressen, reduziere die Anzahl der Wörter pro Tag wieder.
Wenn du weniger als 100 Wörter schreiben möchtest, solltest du bedenken, dass du dann nur recht langsam voran kommst oder du dir sehr schnell ein sehr großes Guthaben anhäufst. Es kann aber absolut Sinn machen, mit weniger Wörtern pro Tag anzufangen, um sich erstmal ein Guthaben von drei bis vier schreibfreien Tagen zu erschreiben, und dann die Anzahl der Wörter pro Tag wieder zu erhöhen.
In jedem Fall solltest du aber ganz bei der Sache sein. Die Anzahl der Wörter pro Tag sollten nicht jeden Tag anders sein, das lädt nur zum Mogeln ein. Ein guter Richtwert ist, dass man sieben Tage mit der festgelegten Anzahl an Wörtern pro Tag schreiben sollte, bevor man die Anzahl wieder ändert. Wenn du mit einer anderen Anzahl an Wörtern schreibst, notiere dir die Anzahl schriftlich mit Datum versehen, um dich leichter daran zu halten.
Ich hab jetzt genug Guthaben für 14 schreibfreie Tage. Geht das nicht irgendwie an der Methode vorbei, wenn ich jetzt so lange nicht schreibe?
Ja, absolut. Wenn du merkst, dass du regelmäßig mehr als 100 Wörter am Tag schreibst, ist das ein Zeichen dafür, dass du dein Schreibkonto vielleicht gar nicht mehr brauchst. Wenn du es trotzdem weiter benutzen möchtest, überlege dir, ob du die Anzahl der zu schreibenden Wörter am Tag erhöhen solltest.
Wo kann ich noch mehr über Schreibmethoden und -didaktik erfahren?
Springhorn, Johanna und Marko Wenzel. 2019. „Die 100-Wörter-Methode: Schreiben mit einem Schreibkonto“. In Praxishandbuch Schreibdidaktik: Übungen zur Vermittlung wissenschaftlicher Schreibkompetenzen, herausgegeben von Christian Wymann. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
Schreibkonto.app
Die Methode sieht gar nicht so kompliziert aus. Das geht doch auch mit Stift und Papier. Warum sollte ich die App benutzen?
Es stimmt, man kann die 100-Wörter-Methode ganz hervorragend mit Stift und Papier benutzen. Einfach Kästchen auf einen Zettel malen, jeden Tag abhaken, fertig.
Die App ist für diejenigen gedacht, die sich gerne eher digital organisieren statt irgendwo irgendwelche Zettel herumliegen zu haben. Aber die App ist wirklich nur dazu gedacht, eine Alternative zu Stift und Papier zu sein, und sie macht auch nicht mehr als das. Es gibt keine Erinnerungen daran, dass man schreiben muss, es werden keine Kästchen automatisch am Ende des Tages abgehakt und es erinnert einen nicht daran, wenn einem das Guthaben ausgeht. Sie kontrolliert und speichert auch nicht, wie viel man tatsächlich geschrieben hat.
Die schreibdidaktische Idee dahinter ist, dass man die 100-Wörter-Methode ganz bewusst und reflektiert anwendet. Es geht schließlich darum, eine gute Schreibroutine zu entwickeln.
Wie benutze ich die App?
Die App ist denkbar einfach aufgebaut. Es gibt auf der Startseite drei Buttons:
- Ein leeres Kästchen hinzufügen: Ein Klick pro volle 100 geschriebene Wörter und es wird eine entsprechende Anzahl an leeren Kästchen hinzugefügt.
- Ein Kästchen abhaken: Am Ende des Tages (oder wann auch immer feststeht, dass du an dem Tag nichts mehr schreiben wirst), kannst du hier mit einem Klick ein Kästchen abhaken. Achtung! Das lässt sich nicht rückgängig machen.
- Ein leeres Kästchen entfernen: Mit dem dritten Button lässt sich ein leeres Kästchen wieder entfernen, falls du versehentlich mal eins zu viel geklickt haben solltest.
Unter den Buttons erscheinen dann deine Kästchen. Abgehakt werden sie von rechts nach links, damit du immer schnell siehst, wie viele freie Kästchen du noch hast.
Beachte, dass alle Daten lokal in deinem Browser gespeichert werden. Dadurch ist kein Account nötig, um Schreibkonto.app zu benutzen. Das bedeutet aber auch, dass deine Daten nur in dem Browser erreichbar sind, in dem du die App benutzt hast. Es ist aber möglich, deinen Fortschritt auf andere Browser zu übertragen (siehe unten).
Warum kann ich ein abgehaktes Kästchen nicht mehr entfernen?
Das hat einen schreibdidaktischen Hintergrund. Die 100-Wörter-Methode ist dazu da, den Stress beim Schreiben zu reduzieren, und das Schreibkonto soll dabei helfen, bewusst zu schreiben. Dazu gehört auch, die Arbeit für den Tag liegen zu lassen. Deshalb stellt das Abhaken eines Kästchens ein wichtiges Ritual dar. Man beendet den Tag und muss oder sollte für heute nicht mehr an der Hausarbeit weiter arbeiten. Deine Arbeit ist getan. Du bist im Zeitplan. Du kannst dich ruhigen Gewissens anderen Dingen widmen. Alles ist gut.
Dass man bereits abgehakte Kästchen nicht rückgängig machen kann, soll dies unterstützen. Du solltest ganz sicher sein, dass du den heutigen Tag für deine Hausarbeit abgeschlossen hast. Wenn du vielleicht doch noch arbeiten willst, hake noch kein Kästchen ab. Und wenn du dich entschieden hast, bleib bei dieser Entscheidung. Du hast es verdient.
Kästchen und Haken sind langweilig. Geht das nicht cooler?
Ja, das geht cooler. In den Einstellungen kannst du verschiedene andere Themen wählen, die dich vielleicht besser motivieren.
Kann ich mein Schreibkonto in einen anderen Browser oder auf ein anderes Gerät übertragen?
Ja, das geht. Kopiere dazu deinen Code in den Einstellungen und füge ihn in deinem anderen Brwoser ein. So kannst du deinen Fortschritt in einem anderen Browser, auch auf einem anderen Gerät, weiterverfolgen.
Beachte aber, dass dein Fortschritt nicht zwischen deinen Browsern und Geräten synchronisiert wird. Es wird alles lokal im Browser gespeichert und mit dem Code kannst du nur deinen aktuellen Stand in einen anderen Browser übertragen.